Seit 35 Jahren setzt sich der Verein Kirchliche Gassenarbeit unermüdlich für Menschen in prekären Lebenslagen ein. Stiftungsrätin Nicole Münger liess sich die vielfältigen Angebote der Gassenarbeit erläutern und besuchte anschliessend die Jugendnotschlafstelle «Pluto».
Nicole Münger traf Eva Gammenthaler an einem kühlen Nachmittag Mitte April im Raum der Gassenarbeit am Sennweg 6. Dieser zweckmässig eingerichtete Raum bietet verschiedenen Angeboten für Menschen in schwierigen Lebenssituationen Platz. Für einige dieser Menschen ist es ein Ort, an dem sie einen warmen Tee trinken, einen Snackriegel geniessen, Hilfe anfordern oder Notfutter für ihre geliebten Vierbeiner abholen können.
Verschiedene Angebote
Jeden zweiten Dienstagnachmittag und jeden Donnerstagnachmittag von 14 bis 16 Uhr öffnen sich die Türen der Gassenarbeit. Alle zwei Wochen am Dienstag findet eine Schreibwerkstatt für Frauen statt, die ihnen die Möglichkeit bietet, dem Alltagsstress zu entfliehen, über Erlebnisse nachzudenken und diese schriftlich festzuhalten. Die entstandenen Texte werden viermal im Jahr in einer Publikation der Kirchlichen Gassenarbeit Bern (siehe Projekt Mascara) veröffentlicht.
Ein weiteres wichtiges Angebot ist der monatliche Besuch der Gassentierärztin. Hier werden Tiere geimpft, entwurmt oder sogar kastriert. Dabei ist das Gespräch während der Behandlung oft sehr wertvoll und kann tiefgehende Themen berühren, ergänzt Eva Gammenthaler lebhaft.
Seit 1988 gibt es die Gassenarbeit. Und wie der Name es schon sagt: Die Mitarbeitenden sind häufig auch in den Gassen unterwegs, kennen die Menschen dort, beantworten Fragen und verteilen Hygienematerial.
Notschlafstelle für Jugendliche
Auf dem Weg zur Jugendnotschlafstelle in der Äusseren Enge erklärt Eva Gammenthaler, dass das Angebot an Notschlafplätzen in Bern begrenzt ist. Die Notschlafstelle «Pluto» bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 23 Jahren einen sicheren Schlafplatz für die Nacht. Luzia Germann, Vorstandsmitglied des Vereins Rêves Sûrs, ergänzt, dass das Prinzip «first come, first serve» gilt.
Die Notschlafstelle ist ein erfolgreiches Pilotprojekt, das sich nun auf die nächste Phase vorbereitet. Die hohe Auslastung der Schlafplätze zeigt, dass es an der Zeit ist, dieses Projekt von einem Pilot- zu einem Dauerangebot weiterzuentwickeln und eine geregelte Finanzierung zu sichern. Beim abschliessenden Fotoshooting lässt die Bise, die um die Ecken des Hauses zieht, erahnen, wie es ist, wenn man an diesem Abend keine beheizte Unterkunft hat.
…giengs dene besser, wos weniger guet geit
Seit 35 Jahren setzen sich die Mitarbeitenden der Gassenarbeit bedingungslos dafür ein, dass es Menschen in prekären Lebenslagen besser geht. Mit dem Motto von Mani Matter: «Dene wos guet geit, giengs besser – Giengs dene besser, wos weniger guet geit». Die Notschlafstelle Pluto ist in ihrem dritten Jahr. Die stiftung sostenuto unterstützt die wertvolle Arbeit der Gassenarbeit, insbesondere die Gassentierärztin und den Aufbau der Jugendnotschlafstelle.
Die stiftung sostenuto hilft in Not geratenen Menschen im Kanton Bern, wenn die Angebote des Staates oder anderen Institutionen nicht mehr greifen und unterstützen gemeinnützige Organisationen, die sich für soziale Themen einsetzen.